1900-1950
Gründung und Beginn
Die Gründung unseres Musikvereins im Jahre 1900 ist auf eigenartige Umstände zurückzuführen:
Es kamen junge Männer aus unserem Ort zusammen und wollten einen Fahrradverein gründen. Eine Fahrradspange war schon da, aber weder Fahrrad noch Geld.
Also wollte man ein Fest veranstalten. Hierzu gehörte jedoch eine Musik; und wer sollte diese bezahlen? - So entschloss man sich zur Selbsthilfe und lieh sich vom Jünglingsverein des Kirchspiels Enkhausen Pfeifen und Trommeln. Franz Schulte (Backs) spielte sogar auf einer selbst gebastelten Geige.
Das Fest wurde durchgeführt und war ein voller Erfolg. Da die Musik allen so gut gefallen hatte, beschloss man, den Fahrradverein wieder aufzulösen und dafür in einen Musikverein umzuwandeln. Der Grundstein war gelegt und so versammelte man sich im Hause Schulte (Backs), wo der erste Vorstand gewählt wurde.
Zum 1. Vorsitzendern wählte man Clemens König, zum Schriftführer Johann Honert und zum Kapellmeister: Franz Schulte.
Dieser beschloss, dass die ersten Instrumente bei der Instrumentenfabrik Suhr in Neuenrade auf Kredit gekauft wurden. Aller Anfang war schwer, doch die zehn jungen Männer, die zu den Gründern gehörten, ließen sich hiervon nicht verdrießen. Bereits 1901 spielte diese junge Kapelle bei der Prozession in Enkhausen - übrigens bis heute in ununterbrochener Folge -, 1902 schon kleinere Veranstaltungen und 1903 die ersten Schützenfeste.
Hier Originalzitate aus alten Unterlagen:
Mutig sind wir um die Jahrhundertwende in die Oelinghauser Heide marschiert, um dort zum Schützenfest
aufzuspielen. Beherrscht habe man da nur drei Märsche und zwei Walzer. Und die hätte man alle drei Tage "Ächternoin"
gespielt. "Voi kannten näo nitt mol richtig de Näoten."
Pioniere dörflicher Musikpflege waren diese Gründer des Musikvereins "Cäcilia" Hövel. Es sind von links nach
rechts sitzend: Josef Vornweg, Heinrich Lürbke, Hermann Vornweg, Josef Schulte, Johann Honert; stehend: Ferdinand Schulte,
Theodor Kersting, Clemens König, der damalige und verdiente Dirigent Franz Schulte, Clemens Bauerdick und Johann Flügge.
Weitere Auftritte folgten nun regelmäßig, wie zum Beispiel 1909 zur 25-jährigen Jubelfeier des Männer-Gesang-Vereins
"Cäcilia" Hövel.
Der Musikverein entwickelte sich musikalisch immer weiter, bis dann der erste Weltkrieg im Jahre 1914 den noch jungen
Verein auszulöschen drohte.
Zwischen den beiden Weltkriegen
Der Aufschwung der noch jungen Kapelle wurde 1914 durch den ersten Weltkrieg unterbrochen. Aber hier war es nun der Bruder des ersten Kapellmeisters, Ferdinand Schulte, der für neuen musikalischen Nachwuchs sorgte. Und so blieb der Verein über den Krieg zumindest für kleinere Veranstaltungen wie Beerdigungen, Prozessionen usw. spielfähig.
Nach dem Kriegsende 1918 reichte es aber trotz aller Bemühungen nicht aus, um größere Feste wie zum Beispiel ein Schützenfest zu übernehmen.
Die Kapelle der "Vereinigten Staaten" im Jahre 1921: obere Reihe von links: Hermann Vornweg, Clemens König, Wilhelm Kumpernatz und Franz Deutenberg; mittlere Reihe von links: Heinrich Blume aus Stemel, Clemens König sen., Paul Dettmann aus Neheim, Theodor Danne, Ferdinand Schulte-Reuturser aus Hachen und Franz Flügge; vorn sitzend: Eberhard Baulmann, Josef Schulte, Kapellmeister aus Hachen, Anton König und Franz Schmidt aus Wennigloh.
Da die Nachbarorte mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten, schloss man sich im Jahre 1920 mit Musikern aus Hachen, Langscheid und Wennigloh zusammen. Dieser Kapelle wurde im Volksmund sofort der Name "Vereinigte Staaten" gegeben.
Kapellmeister wurde Josef Schulte aus Hachen.
Dieser Zusammenschluss dauerte nicht lange an, denn bereits 1926 übernahmen die Höveler Musiker die Festmusik zum Jubiläumsschützenfest "100 Jahre Schützenbruderschaft Hövel".
Ein Originalzitat aus alten Unterlagen belegt die schwierige Zeit in den 20er Jahren:
In den schweren arbeitslosen 20er Jahren ist man froh gewesen, auf einem Schützenfest spielen zu dürfen, um ein paar Mark Honorar zum kargen Haushalt beisteuern zu können. Nichts habe sich ein Musiker während des Festes leisten können. Habe man zum Beispiel in Beckum gespielt, so seien die Musikerfrauen von Hövel nach dort gekommen, um ihren Männern im Henkelmann das Essen zu bringen.
Im Jahre 1927 wurde in Hövel das erste Musikfest gefeiert, welches nicht bei allen Bewohnern des Ortes auf Gegenliebe stieß. Besonders der damalige Vikar Bremerich brachte seinen Unmut in der Pfarrchronik zum Ausdruck:
Im August war hier ein Musikfest. Sozusagen zum 1. MAl wurden moderne Tänze getanzt, zum Verdruß des Vikars und mancher im Ort.
Bericht über das Jubelschützenfest 1926 aus einer Tageszeitung
Bis 1927 war Josef Schulte aus Hachen Kapellmeister. Seine Nachfolge trat Anton König an. Unter seiner Leitung wurden auch in den dreißiger Jahren wieder größere Feste übernommen, wie die Schützenfeste in Mellen, Volkringhausen, Eisborn, Oelinghauser Heide sowie 1933 und 1935 auch in Hövel. Laut Protokollbuch der Schützenbruderschaft St. Sebastian Hövel:
Die Musik stellt der Musikverein Hövel für 264,00 RM während des Schützenfestes am 30. Juni und 1. Juli 1935.
Die abendliche Tanzmusik wurde damals noch mit Streichinstrumenten (2 Violinen und Kontrabass) ausgeführt. Tagsüber wurden zwangsweise Militärmusiker mit in den Verein eingebunden, um überhaupt in der Vorkriegszeit öffentlich spielen zu "dürfen".
In dieser Zeit wurden unter anderem auch Krieger-, Wald- und Sportfeste in Hövel musikalisch mitgestaltet.
Der letzte öffentliche Auftritt vor Beginn des 2. Weltkrieges war 1939 das Sängerfest in Volkringhausen.
In den Anfangsjahren des Vereins traten die Musiker mit Gehrock und Zylinder auf, bis dann die 1. Uniform angeschafft wurde. Diese wurde von Schneider Hallermann, der im heutigen Hause Wiegand (früher Püttmes) wohnte, angefertigt. Im Volksmund war dieser grüne Rock als Vatermörder verschrien.
Foto aus den frühen 30er Jahren: vorne vlnr.: Fritz Feldmann, Franz Flügge, Anton König, Hermann Vornweg, Eberhard Baulmann und Clemens König sen.
Hinten: Clemens König jun., Willi Kumpernatz, Theodor Danne, Johann Danne und Fritz Püttmann
Selbst der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges konnte das Vereinsgeschehen der Musikkapelle nicht lahmlegen. Hier nun Zitate aus der Pfarrchronik Hövel (aufgezeichnet vom damaligen Vikar Vogt):
1942 |
In Hövel wurde die Prozession, die sonst am Peter-und-Paulstage war, am 28. Juni gehalten. [...]
Die Höveler Musikkapelle war auch angetreten.
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1944 |
Weihe unserer Kirche und gleichzeitiger Firmung am 17. September: Die hiesige Musikkapelle spielte inzwischen das Lied "Komm Schöpfer Geist".
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1945 |
Goldenes Priesterjubiläum des hochw. Herrn Pater Honert am 1.7.: Die Musik spielte "Komm Schöpfer Geist".
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1947 |
Am 23. und 24. August fuhr der Krichenchor nach Scharfenberg (Kreis Brilon). Daselbst ist jetzt Pastor Gramsch angestellt, der früher in Hövel war. Die Höveler Musikkapelle war auch mitgefahren und spielte in Scharfenberg zur Bernardiprozession. Der Höveler Kirchenchor sang eine mehrstimmige Messe und bei der Prozession einige Sakramentslieder. Alle genannten Fahrten haben den Beteiligten viel Freude bereitet.
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1947 |
Primiz des Neupriesters Arnold Neveling am 17. August: Der Höveler Bläserchor spielte "Lobe den Herren", das dann von den zahlreichen erschienenen Leuten gesungen wurde.
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